KI-Governance für KMU: Warum "einfach mal machen" ein Compliance-Risiko ist und wie man KI im Unternehmen sicher steuert

Künstliche Intelligenz hat in beispielloser Geschwindigkeit den Unternehmensalltag erobert. Ob ChatGPT, Google Gemini oder der Microsoft Copilot – die Versuchung ist groß, diese Werkzeuge unreguliert zur schnellen Steigerung der Produktivität einzusetzen. Doch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) verbirgt sich hinter dem unkontrollierten "Einfach mal machen" eine erhebliche Bedrohung: der Wildwuchs-KI.

Als Experten für IT-Sicherheit und Compliance betrachten wir die ungezügelte Nutzung generativer KI nicht als Hacker-Angriff, sondern als strategisches und Governance-Problem. Nur wer interne Richtlinien etabliert, macht KI vom unkontrollierbaren Risiko zum kalkulierbaren, auditierbaren Produktivitätstool.

1. Das Problem: Die neue Welle der Schatten-IT

Das größte Risiko geht heute nicht von Viren aus, sondern von unwissenden Mitarbeitern, die sensible Unternehmensdaten in öffentliche KI-Modelle einspeisen.

KI-Tools werden oft im Alleingang eingeführt, weil sie einfach zu bedienen sind und sofort Ergebnisse liefern. Die IT-Abteilung wird nicht informiert, und die Geschäftsführung kennt die Risiken nicht. Dieser "Wildwuchs" führt zu drei zentralen, oft unterschätzten Governance-Risiken:

Risiko 1: Das Datenleck durch unklare Prompts

Jede Eingabe (der "Prompt") in ein öffentliches KI-Modell kann zur Trainingsgrundlage für dieses Modell werden. Werden dort vertrauliche Geschäftszahlen, unveröffentlichte Produktstrategien oder gar Kundendaten eingegeben, werden diese unter Umständen Teil des weltweiten Wissensspeichers der KI. Dies ist ein direkter Verstoß gegen Datenschutz (DSGVO) und Geheimnisschutz.

Risiko 2: Die Halluzination und ihre Haftungsfolgen

Generative KI kann "halluzinieren" – das heißt, sie erfindet Fakten, Quellen oder Zitate. Wenn ungeprüfte KI-Texte oder Codeschnipsel in entscheidenden Geschäftsprozessen (z. B. in Verträgen, Bilanzen oder Kundenpräsentationen) verwendet werden, drohen Reputationsschäden oder gar Haftungsrisiken. Ohne klare Policy ist nicht nachvollziehbar, woher der Fehler stammt.

Risiko 3: Urheberrechts- und Compliance-Verletzungen

Wer haftet, wenn ein KI-generierter Text oder ein Bild unbewusst gegen das Urheberrecht Dritter verstößt? Im Zweifel das Unternehmen, das den Output verwendet. Ohne eine klare interne Nutzungsrichtlinie kann das Management weder Rechenschaft ablegen noch Risiken steuern.

  2. Der 5-Punkte-Fahrplan zur KI-Governance im KMU

Um diese Risiken zu beherrschen, brauchen KMU eine einfache, aber effektive KI-Governance. Es geht darum, Leitplanken zu setzen, ohne die Innovationskraft abzuwürgen.

Schritt 1: Die "KI-Policy" entwerfen (Das Grundgesetz)

Erstellen Sie ein verbindliches Dokument für alle Mitarbeiter. Es muss klar definieren:

  • Verbotene Daten: Welche internen Daten (Namen, E-Mails, Zahlen, Quellcode) dürfen niemals in öffentliche Tools eingegeben werden.

  • Erlaubte Tools: Welche KI-Lösungen sind freigegeben (z.B. kostenpflichtige, DSGVO-konforme Enterprise-Versionen) und welche sind nur für allgemeine Aufgaben (wie Brainstorming) zugelassen.

  • Überprüfungspflicht: Jede KI-generierte Information muss vor der Nutzung von einem Menschen geprüft und freigegeben werden.

Schritt 2: Verantwortlichkeiten zuweisen

Ernennen Sie einen KI-Beauftragten (oft der CISO, CIO oder Compliance Manager). Diese Person oder Abteilung verantwortet die Pflege der KI-Policy und dient als Ansprechpartner für alle Fragen und Vorfälle. Ohne zentrale Verantwortung entsteht sofort wieder "Wildwuchs".

Schritt 3: Tool-Klassifizierung und Schatten-IT-Kontrolle

Unterteilen Sie KI-Anwendungen in Risikoklassen:


Schritt 4: Schulung und Risikokompetenz

Die Policy ist wertlos, wenn sie niemand kennt. Führen Sie verbindliche Schulungen durch, in denen die Mitarbeiter nicht nur lernen, wie man die Tools benutzt, sondern vor allem, welche Daten man nicht benutzen darf. Machen Sie deutlich, dass die KI nur ein Werkzeug ist – die Verantwortung bleibt beim Anwender.

Schritt 5: Regelmäßige Auditierung und Anpassung

Ihre KI-Policy ist kein starres Dokument. Überprüfen Sie regelmäßig (z.B. quartalsweise), ob neue Tools aufgetaucht sind, die ein Risiko darstellen (Schatten-IT), und passen Sie die Richtlinien an neue Gesetze oder technologische Entwicklungen an.

Fazit: Von der Blackbox zum steuerbaren Asset

KI ist die mächtigste Produktivitätssteigerung seit Jahren. Aber um das Potenzial voll auszuschöpfen, muss der Mittelstand das Thema Governance zur Chefsache machen.

Wer die Nutzung von KI strategisch steuert, die Dateneingabe reglementiert und die Mitarbeiter schult, wandelt die unberechenbare KI-Blackbox in ein auditierbares, kalkulierbares und sicheres Asset. Als Ihr Partner für IT-Compliance und Risiko minimieren wir nicht nur Cybergefahren, sondern helfen Ihnen auch, die Governance digitaler Innovationen fest in der Unternehmensstrategie zu verankern.