On-Prem is not dead: Der realistische Weg zwischen Legacy und Cloud

Seit Jahren wird der Cloud-Markt mit dem gleichen Narrativ überflutet: „Die Zukunft ist 100% Cloud.“
Doch die Realität in Unternehmen – insbesondere im deutschsprachigen Mittelstand – sieht anders aus. Zwar nutzen Firmen heute Cloud-Services intensiver denn je, aber viele geschäftskritische Systeme laufen weiterhin On-Premises. Nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil es dafür gute Gründe gibt.

Der Ansatz „alles in die Cloud“ funktioniert in der Praxis oft genauso wenig wie „alles bleibt On-Prem“.
Die Wahrheit liegt – wie so oft – dazwischen.

Dieser Artikel zeigt, warum On-Prem weiterhin eine wichtige Rolle spielt, wo Cloud tatsächlich Vorteile bringt und wie Unternehmen einen realistischen, wirtschaftlichen Hybrid-Weg gestalten.


Warum On-Premises nicht tot ist

1. Technische Schulden und langlebige Systeme

Viele Unternehmen betreiben Anwendungen, die seit 10–20 Jahren laufen und tief in Geschäftsprozesse eingebettet sind.
Sie funktionieren stabil, sind individualisiert und oft nicht einfach zu migrieren.
Eine Cloud-Migration wäre:

  • technisch aufwendig

  • teuer

  • risikoreich

Solche Systeme werden nicht „mal eben“ in die Cloud geschoben – und müssen es oft auch gar nicht.


2. Datenhoheit, Compliance und Regulierung

Besonders in regulierten Branchen (Produktion, Energie, Gesundheitswesen, öffentlicher Sektor) ist On-Prem noch lange notwendig.

Gründe:

  • Daten müssen im Land oder sogar im Gebäude bleiben

  • Revisions- und Dokumentationspflichten

  • Geringere Toleranz für Ausfälle

  • Anforderungen an Betriebs- und Zugriffskontrolle

Cloud ist nicht per se unsicher – aber nicht jede Compliance-Anforderung lässt sich kosteneffizient in die Cloud übersetzen.


3. Performance und Latenz

Für bestimmte Workloads ist On-Prem schlicht schneller:

  • Maschinen- und Anlagen-Steuerung

  • Echtzeit-Analysen

  • Hohe Netzwerkbandbreiten im internen Produktionsnetz

Cloud-basierte Anwendungen können mitunter zu viel Latenz verursachen oder unplanbare Übertragungskosten generieren.


Warum Cloud trotzdem unverzichtbar ist

1. Skalierbarkeit & Flexibilität

Cloud macht Sinn, wenn Lastschwankungen auftreten oder zusätzliche Ressourcen kurzfristig benötigt werden – etwa für:

  • Marketingkampagnen

  • saisonale Peaks

  • Entwicklungs- und Testumgebungen


2. Moderne Plattform-Services

Cloud bietet Funktionen, die On-Prem kaum abbildbar sind:

  • serverlose Architekturen

  • Managed Databases

  • globale Verfügbarkeit

  • moderne Observability- und Monitoring-Lösungen

Unternehmen profitieren hier von Innovationsgeschwindigkeit und niedrigeren Betriebshürden.


3. Kostenmodelle & Effizienz

Nicht alles ist in der Cloud günstiger, aber bestimmte Szenarien schon:

  • Backup & Recovery

  • Archivierung

  • Disaster Recovery

  • Edge-Anwendungen

Der Punkt ist: Cloud lohnt sich dort, wo sie messbaren geschäftlichen Mehrwert bringt.


Hybrid IT: Der realistische Weg für 2025 und darüber hinaus

Die erfolgreichsten Unternehmen bauen heute bewusst auf eine Hybrid-Strategie.
Das bedeutet:

Nicht Cloud vs. On-Prem – sondern Cloud und On-Prem.

Ein moderner Hybrid-Ansatz kombiniert:

On-Prem für stabile, kritische, latenzsensitive Systeme

Cloud für Innovation, Skalierung und neue Services

Dieses Modell reduziert Risiken und Kosten – und bietet gleichzeitig Zukunftsfähigkeit.


Wie Unternehmen den richtigen Mix finden

1. Analyse der bestehenden IT-Landschaft (Startpunkt)

Welche Systeme sind kritisch?
Welche Anwendungen verursachen hohe Betriebskosten?
Welche Services profitieren wirklich von Cloud-Funktionen?


2. Geschäftsziele definieren

IT darf nicht isoliert entscheiden.
Stattdessen:

  • Will das Unternehmen schneller innovieren?

  • Kosten senken?

  • Globale Standorte anbinden?

  • Prozesse vereinheitlichen?

Die Cloud ist ein Mittel, kein Ziel.


3. Realistische Roadmap erstellen

Eine Cloud Journey ist KEIN Big-Bang-Projekt.

Eine typische Roadmap:

  1. Schnell migrierbare Services auslagern (E-Mail, Collaboration, Backups)

  2. Neue Anwendungen cloud-nativ entwickeln

  3. Legacy-Systeme stabil On-Prem betreiben – aber modernisieren

  4. Schrittweise Integration über APIs & Middleware


Fazit: On-Prem bleibt – aber als Teil eines modernen IT-Ökosystems

Die Zukunft ist nicht rein Cloud.
Die Zukunft ist nicht rein On-Prem.

Die Zukunft ist Hybrid.

Unternehmen, die beides intelligent kombinieren, sind:

  • flexibler

  • wirtschaftlicher aufgestellt

  • innovativer

  • besser für die nächsten Jahre vorbereitet

On-Premises ist nicht tot –
es hat nur eine neue Rolle bekommen.